Lektion 3

1. Gute Themen, schlechte Themen


1.1. Lieblingsthemen

Wir haben zwar unsere Lieblingsthemen als Faktor kennengelernt, mit dem Sie Ihre Sprechhemmungen überwinden können, aber leider verleiten Lieblingsthemen auch zu einem starken Redeschwall, da man sich hier profilieren kann und das auch nur allzu gerne tut. Deshalb, halten Sie sich bei Ihrem Lieblingsthema ein wenig zurück und lassen Sie auch die anderen gelten.
Wichtig ist auch zu überprüfen, ob der/die Gesprächspartner dieses Thema überhaupt interessant finden. Am besten merken Sie das an den Gesprächsbeiträgen. Wenn das Gespräch gut fließt und sich alle eifrig beteiligen, dann ist das Thema in Ordnung. Schauen allerdings nur alle höflich und vor allem stumm in die Runde, oder treten, wenn Sie nichts sagen, häufiger Gesprächspausen auf, wechseln sie das Thema. (oder geben Sie Gelegenheit dazu)

1.2. Witze

Diese tauchen im kleinen Gespräch häufig auf. Nein, nicht weil sie ein fixer Bestandteil sind, sondern weil viele Menschen einfach gerne Witze erzählen.
Man sollte aber sich bei Witzen immer zuvor Gedanken machen, wie der Gegenüber diesen Witz aufnehmen könnte. Erst wenn Sie sich ganz sicher sind, dass ihr Gesprächspartner Ihren Witz positiv auffassen wird, dann können Sie ihn erzählen. Also: Keine Blondinenwitze, in der Gegenwart einer Blondine. (dient nur als Beispiel)

Erzählen Sie bitte auch keine Witze, über Themen wie Rassismus, Behinderte, Gewalt, Kindesmissbrauch usw..
Und wenn man einmal die moralischen Gründe außer Acht lässt, dann nur wenn Ihr Gegenüber bereits einen Witz dieser Kategorie erzählt hat. Aber am besten gar nicht!!!

!!Erzählen Sie keine alten Witze!!

1.3. Tabuthemen

Es gibt Themen die man, als geübter Small Talker, einfach nicht anspricht. Leider gibt es dann auch die Sorte von Menschen, die nicht so geübt im Small Talk sind und in allen Einzelheiten von Ihren Durchfallerlebnissen, unter dem Titel „unverhofft kommt oft“, erzählen.

Die folgenden Themen sind nur mit Vorsicht zu genießen:

  • Politik bzw. Politiker
  • Familienprobleme
  • Geld
  • eigene schwächen, Fehler, Neurosen
  • Geschäftliches

Hier passiert es nämlich sehr leicht, dass etwas gesagt wir, das den Gesprächspartner aufbringt. Wenn Sie schon auf eines dieser Themen eingehen müssen, dann legen Sie keine Meinung vor: „Scheiden lassen sich nur Menschen, die zu dumm für die Ehe sind! Wie geht es denn Ihrer werten Frau Gemahlin?“ „Ich weiß nicht, ich bin geschieden!“

Benutzen Sie den so viel zitierten Hausverstand und überlegen Sie immer gründlich, was als Thema in Frage kommt.

Als Faustregel gilt: Wenn die Gruppe das Thema gut annimmt, dann ist das Thema auch gut!

  1. Störenden EigenschaftenZunächst lassen Sie uns gemeinsam störende  Rednereigenschaften etwas genauer beleuchten. Im Anschluss daran, gebe ich Ihnen Ratschläge wie  Sie sich gegen, diese verschiedenen Gruppen „zur Wehr“ setzen können.

2.1. Ratschläge:

Natürlich ist es etwas Schönes, wenn man jemanden in einer schwierigen Situation gute Ratschläge geben kann, doch die Frage die Sie sich stellen sollten ist, ob diese auch erwünscht sind?

„Meine Freundin hat mich verlassen und ich bin jetzt total am Boden!“ „Such dir eine andere, darüber nachdenken bringt eh nix!“

Wollte dieser Mann wirklich so etwas hören? Wahrscheinlich nicht! Meiner Meinung nach, suchte er vielmehr nach Verständnis und Mitgefühl, aber nicht nach irgendwelchen 0815-Ratschlägen.

Denken Sie immer darüber nach, was der Gesprächspartner eigentlich von Ihnen erwartet.

2.2. Rechthaber:

Rechthaber sind als Gesprächspartner nicht sehr beliebt. Besonders wenn zwei Rechthaber auf einander Treffen, kann keine gut Gesprächsatmosphäre geschaffen werden.
Nehmen Sie sich also zurück und versuchen Sie nicht alles was gesagt wird zu widerlegen. Und wenn, dann versuchen Sie es über fragen oder Annahmen, aber nicht über direkte Widersprüche.

„Die EM findet dieses Jahr in der Schweiz statt!“ „Achso? War nicht auch einmal von Österreich die Rede?“

Natürlich hätten Sie auch sofort dagegenhalten können, dass die EM 2008 in Österreich und der Schweiz statt findet, aber so besteht die Möglichkeit, dass er selbst auf seinen Fehler aufmerksam wird und die gute Gesprächsatmosphäre erhalten bleibt.

Achten Sie einfach darauf nicht zu streng mit Ihren Gesprächspartnern zu sein. Nicht alle können so gute Small Talker sein, wie Sie. (schließlich haben Sie es schon bis mitten in Lektion 3 geschafft)

2.3. Endloserzähler:

Vielleicht ist Ihnen diese Sorte von Menschen nicht ganz unbekannt. Diese schaffen es tatsächlich, innerhalb der Erzählung eines spezifischen Erlebnisses, den direkten Weg so oft zu verlassen, dass die Erzählung beinahe ihre ganze Lebensgeschichte beinhaltet.

Beim Schreiben dieser Zeilen, also ich schreibe ja oft und sehr gerne. Ich glaube angefangen hat das damit, dass ich sehr vergesslich war und deshalb immer wieder alles aufschreiben musste. Meine Großmutter hatte das auch schon. aber Sie nahm das immer auf die leichte Schulter. Meinen Großvater hat das immer sehr aufgeregt, dass sie so vergesslich war. Aber was soll man machen, jeder hat so seine Macken. Ich kannte einmal jemanden, der hatte zum Beispiel die Macke…. verwende ich eine so genannte „Kursivschrift“.

Das Interessante an einer Geschichte ist immer das Wesentliche. Vollständige Geschichten sind oft langweilig.

2.4. Der Haarspalter:

„…und dann waren wir noch in Fanktenmarkt! Oder was es Franktenmarkt? Fänktenmarkt? Ich glaube es war irgendwas mit „Markt“ am Schluss…“

Ich denke, diesen Sachverhalt brauche ich nicht weiter zu erläutern..

Mein Tipp: Verzichten Sie auf Details. Details langweilen!

3. Die Abwehr:

Nun möchte ich Ihnen aber auch zeigen, wie Sie sich gegen solche Langweiler zur Wehr setzen können. Auf die Gestaltung zur Besänftigung der Rechthaber, möchte ich dann aber erst unter Punkt 4 eingehen, wobei hier dann auch auf die essentiellen Fragetechniken, um ein Gespräch zu führen und in Gang zu halten, eingegangen wird.

3.1. Langeweiler und Endloserzähler


Es führt leider kein Weg herum, man muss denjenigen einfach darauf aufmerksam machen, allerdings mit Fingerspitzengefühl. Unangebracht wäre beispielsweise eine sehr direkt Aufforderung, diese trägt nicht gerade zum Gesprächsklima bei:
„Jetzt komm endlich auf den Punkt!“
Viel besser ist es, denjenigen wieder ganz sanft auf den richtigen Weg zu führen:
„Das wird dir schon wieder einfallen, wie das Dorf hieß! Was ist denn dann weiter passiert?“
Möglicherweise müssen Sie das auch mehrfach tun.

Wahrscheinlich haben Sie sich zu diesem Thema spezielle Tricks erwartet, leider kann ich damit nicht dienen.
Bringen Sie den Endloserzähler einfach freundlich auf den Punkt zurück.

3.2. Abwehr gegen Lebensgeschichten:

Ein Bier und schon wird Ihnen die ganze Lebensgeschichte erzählt. Das ist meist doch etwas ermüdend. Aber, keine Sorge, gegen solche freundlichen Gesellen, kann ich Ihnen weiterhelfen. Dafür gibt es eine ganz einfache Fromel:

Zuerst Verständnis und dann Themawechsel

Viele Menschen hören nämlich erst auf zu sprechen, wenn das Gesagte genug gewürdigt wurde.

„Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, dann erwartet meine Frau, dass ich noch den halben Haushalt führe. So kann es doch nicht sein“ „Ja, finde ich auch. Nach einem harten Arbeitstag, möchte man sich auch einmal entspannen können!“ „Ja genau, das meine ich!“ „A propos Arbeit: Wie läuft es denn mit dem neuen Chef?“

Verzichten Sie also auf Ratschläge, sondern würdigen Sie das Gesagte, zeigen Sie Verständnis und dann wechseln Sie das Thema.

  1. Die Macht der FrageFragen sind das wohl mächtigste Werkzeug der Sprache. Nicht von irgendwoher kommt die Weisheit: Wer fragt, der führt

4.1. Die richtigen Fragen

Wie wir schon wissen sind Fragen das „A“ und „O“ des Small Talks. Allerdings muss man das richtige Fragen beherrschen, um ein Gespräch gut zu gestalten.

Aus Fragen wie: „War Ihr Urlaub schön?“, oder „Waren die Menschen freundlich?“
entwickelt sich nur schwer ein Gespräch. Diese Fragegruppe nennt man geschlossene Frage und sind dadurch charakterisiert, dass man darauf normalerweise nur mit „ja“ oder „nein“ bzw. einsilbig antwortet. (ja, nein, 20, grün,…)

Viel besser wäre es, an unseren Beispielen gesehen, so zu fragen: „Wie war Ihr Urlaub?“ „Wie haben Sie die Menschen dort empfunden?“

Die Fragewörter die Sie sich somit merken sollten sind: Wie? Warum? bzw. Weshalb? Was?

Warum hat es Ihnen nicht gefallen?
Wie konnte denn das passieren?
Weshalb wollten Sie das nicht?
Was ist das ausschlaggebende für dich?

Auf diese Fragen, außer natürlich es handelt sich um wortkarge Menschen, die vorzugsweise mit „Ich weiß nicht!“ oder mit einem Schulterzucken antworten, können Sie immer eine ausführliche Antwort erwarten.
Daraus ergeben sich viele Punkte an denen Sie, als (ich denke ich darf Sie schon so nennen) Small Talk-Profi, anknüpfen und das Gespräch ganz einfach weiterführen können.

4.2. Abwehr gegen Rechthaber:

Mit Fragen können Sie auch Rechthaber sehr leicht in Ihre Schranken weisen. Hier eigenen sich allerdings auch die geschlossenen Fragen sehr gut.

-„Alle Polen sind doch Diebe!“
-„Sie glauben also, dass alle Polen Dieben sind?“
-„Ja, eigentlich schon?“
-„Woher wissen Sie denn das?“
-„Na ja, das sagt man so!“
-„Wer sagt denn das?“
-„Die Allgemeinheit halt!“
-„Waren Sie denn schon mal in Polen?“
-„Nein…“

Hier wird dem Rechthaber wohl langsam selbst klar, wie dumm seine Bemerkung eigentlich war und mitunter anderen Zuhörern auch.

Hinterfragen Sie ganz einfach Vorurteile und sehr schnell wird sich der Rechthaber etwas zurücknehmen.

Herzlichen Glückwunsch! Sie haben durchgehalten und es bis zum Ende von Lektion 3 geschafft.

Wenn Sie nun Ihre Fähigkeiten weiter trainieren wollen, dann empfehle ich Ihnen den Abschnitt Small Talk Training

In Lektion 4 werden Sie mit der Zeit hoffentlich einen immer größeren Pool an Fragen zu praktischen Situationen vorfinden, die Ihnen nützlich sein können.

Ich wünsche Ihnen auf Ihrem Weg weiterhin viel Vergnügen und Erfolg und bedanke mich recht herzlich für Ihr Interesse an meiner Website.

Mit den besten Wünschen

Matthias Bachmann