Lektion 1

1. Einführung


Zumeist fühlen sich Menschen gehemmt andere Menschen anzusprechen bzw. mit ihnen ins Gespräch zu kommen, weil sie Angst haben, nicht die richtigen Worte zu finden, sich zu blamieren, oder gar dieses peinlich Schweigen auftritt.

Aber denken Sie doch einmal nach. Haben Sie ebenfalls diese Probleme wenn Sie im Kreise der Familie zusammensitzen? Haben Sie hier etwa Probleme die richtigen Worte zu finden? Nein? Gut, warum machen Sie sich also irgendwo anders Gedanken?
Ja, ich kenne Ihre Antwort.
Das ist natürlich ein ganz anderes Szenario, aber bedenken Sie, Sie können es! Zu Hause, bei Ihrer Familie, tun Sie es ja schließlich auch. Das Einzige, das noch fehlt, ist die Überwindung Ihrer selbst erstellten Barrieren.


2. Erfolgsfaktor Interesse

Ein Garant für Gesprächsstoff ist natürlich immer das Interesse. Oder haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie bei einem Thema, das Sie brennend interessiert, keine Worte gefunden hätten? Wenn Sie zum Beispiel Motorradliebhaber sind, dann wird Ihnen durch Ihre Begeisterung dafür wohl nur schwer der Gesprächsstoff ausgehen.

Und somit sind wir auch schon beim ersten Erfolgsfaktor: das Interesse

Um Sprechhemmungen zu überwinden, gibt es eigentlich eine ganz einfache Formel: Ist das Interesse größer als die Angst, verschwindet sie.

Doch wie will man sich bei einem Ballettabend darüber unterhalten, wenn dafür kein Interesse vorhanden ist?
In diesem Fall müssen Sie eben etwas finden, das an diesem Abend interessant ist. Und wenn Sie sich irgendwo nicht auskennen, dann führt der Weg über Fragen. Es ist immer möglich irgendwie Interesse zu erzeugen.
Sollten Sie aber wirklich keine Lust haben, sich über ein Abendspezifisches Thema zu unterhalten, dann lenken Sie am besten auf Ihre persönlichen Interessen um.
(auf den Inhalt dieses Textblocks wird in Lektion 2 genauer eingegangen)

Sich zuvor über folgende Fragen Gedanken zu machen, kann Ihnen dabei von großem Nutzen sein:

  • für Sachthemen: Was weiß der, mit dem ich gleich reden muss, über ein Thema, das mich interessiert?
  • für Menschen: Was ist sie für eine Person? Was mag sie, was mag sie nicht? Was liest, sieht, hört, isst sie gerne?
  • für Emotionen: Wie geht es ihm? Wie fühlt er sich? Warum sieht er so bedrückt oder fröhlich aus? Was denkt er über dies oder jenes?

Als Notanker sollten Sie stets Ihre Hauptinteressen im Ärmel haben. Immer wenn Sie Schwierigkeiten haben, denken Sie daran.

Hand in Hand mit dem Interesse, geht meiner Meinung nach die Neugier. Denn wenn Sie neugierig sind und einem Menschen Fragen stellen, dann bedeutet das, dass Sie sich für ihn interessieren. Interesse schmeichelt natürlich dem Gesprächspartner, denn jeder möchte beachtet werden und Aufmerksamkeit geschenkt bekommen. Nur sollten Sie darauf achten, diese schmeichelnde Neugier, nicht in ein polizeiliches Verhör zu verwandeln.

3. Die Angst besiegen

Ich denke fast jeder von uns war schon in der Situation, einen neuen, aufregenden Menschen kennen gelernt zu haben, doch leider kein vernünftiges Wort herausgebracht zu haben.
Meist sind es Gedanken wie

  • Worüber soll ich mit ihm reden?
  • Ich muss unbedingt eine gute Figur machen!
  • Was wird er von mir denken, wenn ich…

die davon abhalten, uns auf Interesse und Neugier zu konzentrieren. Somit ist die Angst vor Ablehnung größer als das Interesse.

Sprechhemmungen haben Ihre Ursache aber nicht nur im mangelnden Interesse. Andere Faktoren sind z.B.:

  • die Stimmen im Kopf
  • Angst vor dem Worst Case
  • der innere Kritiker

Wie Sie sehen, gibt es viele Gründe für Small Talk-Angst. Manchmal hilft genügend Interesse am Gegenüber diese Barrieren zu überwinden. Doch was tun, wenn nicht?

3.1 Die Stimmen im Kopf


Wie schön wäre es doch einfach immer dem Interesse den Vorrang geben zu können, aber leider hindern uns nur allzu oft Gedanken, die ohne Gnade durch unseren Kopf spuken.
Möglicherweise sind Ihnen diese nicht ganz unbekannt:

  • „Warum soll sie/er sich mit mir abgeben?“
  • „Ich kann Ihm/Ihr doch nicht das Wasser reichen!“
  • „Sie/Er ist so unglaublich und ich bloß ein(e) kleine(r) Sekretär(in)!“

Alle diese Gedanken, diese quälenden Stimmen im Kopf, haben mit dem Selbstwertgefühl     zu tun und sagen im Grunde genommen nichts anderes aus als: „Ich bin es nicht wert,         dass er/sie mit mir redet.“

Doch nehmen wir als Beispiel den Geschäftsführer Ihrer Firma.
Wenn Sie z.B. mit ihm zusammen im Aufzug stehen und plötzlich solche Gedanken auftreten, dann versuchen Sie die ganz bewusst wahr zu nehmen.
„Er ist der große Chef hier und ich bin nichts. Also wird er sich nicht mit mir unterhalten.“
Verfolgen Sie diese Gedanken weiter und erkennen Sie, wie absurd sie eigentlich sind:
Eine Führungskraft verweigert ein belangloses Gespräch mit einem Mitarbeiter? Nein, das würde er nicht machen.

Beim Small Talk gilt in erster Linie das Interesse, welches Sie jemanden entgegenbringen und nicht fachliche Kompetenz oder Hierarchie.

3.2. Das Worst Case-Szenario

Warum sprechen wir einen interessanten Menschen nicht an, wenn wir ihn sehen?
Weil wir Angst davor haben, zurückgewiesen zu werden oder uns lächerlich zu machen.
Doch versuchen Sie sich doch einmal auszumalen, was realistisch schlimmstenfalls passieren könnte? In Relation gesehen, gibt es doch wirklich sehr, sehr viel schlimmere Dinge, oder?

Spinnen wir diesen Gedanken weiter. Was könnte realistisch, übertreiben Sie nicht, schlimmstenfalls geschehen? Er/Sie könnte über uns lachen, oder uns möglicherweise ignorieren… Und jetzt stellen Sie sich vor, wie Sie souverän darauf reagieren bzw. womit Sie sich geschickt aus der Affäre ziehen können. Bauen Sie sich für alle möglichen Fälle solch ein Fenster zurecht. Denn so sind Sie auf jegliche Situationen vorbereitet und brauchen keine Angst zu haben, sich lächerlich zu machen.

3.3 Der innere Kritiker

Der inner Kritiker ist ein gar boshafter Widersacher. Immer wieder flößt er uns Gedanken ein wie „Das interessiert doch keinen, was ich da rede“, oder „Ich langweile meine Gesprächspartner sicher“. Doch spiegelt der innere Kritiker nicht die Gedanken unseres Gegenübers wider, sondern nur unsere Befürchtungen.
Ob wir langweilen oder nicht, ob wir interessieren oder nicht, ob wir beeindrucken oder nicht, dies zu beurteilen, bleibt einzig und allein unserem Gesprächspartner überlassen.
Während Sie sich vielleicht über diese Dinge unnötig Gedanken machen, hängt Ihr Gegenüber regelrecht an Ihren Lippen und ist gespannt darauf mehr zu erfahren.
Wenn Sie sich verhaspeln und der böse innere Kritiker schlägt wieder einmal zu, dann beruhigen Sie sich, denn die Zuhörer sind an Ihrem Versprecher nicht interessiert, sondern an dem was Sie zu sagen haben. Außerdem verhaspeln sich andere genauso und sind wahrscheinlich sehr erleichtert zu sehen, dass es nicht nur ihnen so ergeht.

–> zu Lektion 2:

Hier geht es nun endlich in die Praxis. Eingegangen wird u.a. auf folgende Problemstellungen:
Wie beginne ich Small Talk? Wie komme ich auf Partys ins Gespräch?
Weiters wird gezeigt, wie Sie ein Gespräch richtig aufbauen, führen, mit schwierigen Situationen umgehen und nötigenfalls beenden.